Vertraue deinem Körper. Vertraue in den Prozess. Hab Geduld.
In meiner Praxis komme ich täglich in Kontakt mit akuten und chronischen körperlichen Schmerzen / Beschwerden. Eine akute Verletzung zwingt einen oft dazu, langsamer zu machen und erstmal inne zu halten. Geduldig zu sein und dem Heilungsprozess zu vertrauen bis man wieder am Alltags-, Arbeits-und Sportgeschehen unbeschwert teilhaben kann. In den besten Fällen ist dieser Zeitraum des Heilungsprozesses überschaubar. Doch wie ist das bei Beschwerden, die länger anhalten, gar chronisch werden oder sind? Eine echte Geduldsprobe bei der die Motivation in den eigenen Körper-und in den Prozess zu vertrauen oft in Frage gestellt wird. Hinzu kommen gegebenenfalls etwaige psychische Kofaktoren, die es gilt zu erkennen, anzunehmen und zu bearbeiten. Egal ob akut oder chronisch, beides ist keine leichte Situation. Bei sich und einem positiven Mindset zu bleiben, ist hier das A und O, auch wenn das nicht immer so einfach ist.
Die Bilder oben zeigen Momentaufnahmen eines Ballett Shootings im Mai 2024. Der Betrachter denkt vielleicht, "Oh, wie schön" oder "Was für eine Körperbeherrschung".
Ein Bild, das Leichtigkeit ausstrahlt, eine Pose, die anmutig oder gekonnt wirken mag, ist keine Selbstverständlichkeit. Dass es zu diesem Shooting kam und dann auch noch auf Spitzenschuhen, hätte ich lange Zeit nicht mal im Traum gedacht. Die letzten vier Jahre waren auch für mich nicht so einfach. Unter anderem hielten mich Fuß-, Rücken-, Schulter und Ellenbogenverletzungen, 3 Covid Infektionen, eine leichte Myocarditis, 11 Monate Long Covid und eine Bauch OP in Schach.
Mein gewohnter sportlicher Alltag existierte nicht mehr. Balletttraining, Fahrradfahren zur Arbeit, kraftvolles Yoga, Joggen gehen oder Walken wurden durch Stretching Routinen, sanftes Yin Yoga, langsame Spaziergänge, Meditation und Pranayama (Atemübungen) ersetzt. Daran gewöhnte ich mich recht schnell und es war ok. Was mich manchmal eher verzweifeln lies, waren vielmehr die kleinen Alltagsmomente im Leben. Eine Treppe wurde schnell zum Hindernis, Aufgaben im Haushalt beschwerlich oder nicht möglich. Psycho-emotional ging es mir dadurch oft nicht gut und dennoch motivierte ich mich immer wieder zu positiven Gedanken und dazu, Mut zu schöpfen mit dem tiefen Vertrauen, dass am Ende alles gut werden würde. Es ist ein Auf und Ab, das Leben kommt in Wellen. Wir befinden uns alle in einem Prozess.
Nach 2 Jahren (Zwangs)pause ging ich im März 2024 erstmals wieder zum Balletttraining. Im April zog ich dann nach langer Zeit meine Spitzenschuhe wieder an, um vorsichtig zu trainieren und zu probieren, denn ich wurde von einer Fotografin gebeten als Model für ein Ballettshooting zu posieren - wenn möglich auf Spitze. Seit 2015 hatte ich keine Spitze mehr getanzt wegen eines anderen Problems meines linken Fußes. Zunächst dachte ich, oh mein Gott. Das geht gar nicht. Trotzdem zog ich die Schuhe immer wieder an und mit jedem Mal bekam ich ein Stück Gefühl und Sicherheit für die Schuhe zurück und es machte mir sogar richtig viel Spaß. Mein linker Fuß lässt sich zwar nicht mehr komplett strecken, doch es klappte erstaunlicherweise ziemlich gut. Das hätte ich nie gedacht. Ende Mai fühlte ich mich soweit und wir shooteten erfolgreich 3 Stunden lang verschiedenste Posen. Ich war sehr stolz auf das Ergebnis und darauf, dass meine Füße und mein Körper das so gut mitgemacht haben, nach all den Hürden der letzten Jahre. Ich werde definitiv kein volles Ballett mehr auf Spitze tanzen können, aber ich bin stolz und dankbar, dass es mir möglich ist, an guten Tagen die Spitzenschuhe überhaupt anzuziehen und ein bisschen darauf zu tanzen.
Alles ist möglich. Mit Vertrauen in dich, deinen Körper und in den Prozess. Geduld und immer wieder zurückkehren zu einem positiven Mindset gehören ebenfalls zu den Schlüsselelementen für das Überstehen von Hindernissen. Ziel ist es nicht, dein altes Ich wieder herzustellen, sondern immer wieder deine neue körperliche und mentale Balance zu finden.
Meine Leitsätze: